Buchillustration "Mini-Handbuch Training und Seminar"
Illustrationstypen, deren Funktionen und wie wir an diese Bilder kommen
Hermann Will |
Startbild fürs Kapitel "Raumnutzung - anders als üblich!" im neuen Mini-Handbuch (Michael Ziereis)
Unser neues „Mini-Handbuch Training und Seminar“ bringt unser Trainer-Wissen auf den Punkt - kurz und knapp. Auch diesmal war uns Illustration wichtig. Sie sollte sich von den anderen Büchern unterscheiden, aber die klassischen Fragen blieben: Wie viele Bilder braucht ein Buch? Welche Illustrationstypen kommen in Betracht? Welche Aufgaben erfüllen sie? Woher bekommen wir diese Bilder? Und: Warum nicht gleich „Bilderbücher“ mit wenig Text? Da wollen wir Sie hinter die Kulissen schauen lassen.
Unsere Bücher finden Sie hier http://www.wup.info/unsere-buecher.html und im Buchhandel.
Wie viele Bilder braucht ein Buch?
Romane kommen ohne aus. Klassische Fachbücher teilweise auch. Aber als Trainer glauben wir an das plakative „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“. Das stimmt zwar nicht immer, denn es kommt auch auf die Qualität der Bilder an und darauf welche Funktion sie im Buch erfüllen sollen. Ein Limit anderer Art setzen Aufwand und Kosten für Bildsuche bzw. Bildproduktion, Bildbearbeitung und Bildrechte.
Illustrationstypen und ihre Funktionen
Ganz trennscharf sind diese Typen nicht und manche Bilder bedienen mehrere Funktionen:
- „Abbildungen“: Fotos, Bildfolgen, erklärende Zeichnungen. Sie machen „Praxis“ anschaulich, zeigen einen Ausschnitt der Wirklichkeit, bringen Aussagen auf den Punkt.
- „Logische Bilder“: Grafiken, Ablauf- und Schemazeichnungen. Sie vermitteln, strukturieren oder fokussieren Sachverhalte, machen sie deutlich. Als wissensvermittelnde Lernmedien zielen sie „auf den Kopf“. Der dazugehörige Text kann dann kürzer ausfallen.
- „Anmachbilder“: Cartoons, Schmunzelbilder, verfremdetes Bildmaterial. Sie sprechen Kopf und „Herz“ an, machen Leser auf das Kapitel neugierig, aktivieren zum Nachdenken, dienen als emotionale Merkanker. Im Idealfall erzählen sie unrunde oder unvollständige "Geschichten", die Leser im Kopf aktiv komplettieren.
- „Startbilder“: Sie stehen jeweils am Beginn eines Kapitels, machen an und unterstützen die schnelle Orientierung im Buch. Ideal, wenn sie neugierig machen oder eine "Geschichte" im Kopf des Betrachters auslösen.
- „Garnierungsbilder“: Klassische Gastronomie legt zum Wiener Schnitzel eine Zitronenscheibe und etwas Petersilie. Dieses schmückende Beiwerk hat mit dem Inhalt nichts zu tun. Für die Buchillustration ist das selten eine gutes Lösung.
Wie wir an unsere Bilder kommen
Agenturbilder: Autoren sparen Zeit, wenn sie die Illustration an den Verlag delegiert. Der sucht dann bei Bild- und Fotoagenturen oder engagiert Zeichner. Aber diesen Bildern sieht man oft an, dass sie aus der Retorte stammen oder nicht punktgenau passen. Wir haben darauf verzichtet.
Eigene Fotos: Fürs Mini-Handbuch Training und Seminar besaßen wir hunderte eigener Fotos. Aber als „Schnappschüsse“ waren viele nicht perfekt genug für den Druck. Zudem müssen alle Abgebildeten der Publikation zustimmen (selbst, wenn das Training in Vietnam war).
Cartoons: Fürs Mini-Handbuch Vortrag und Präsentation hatten wir bergeweise Cartoons gesammelt und bekamen zusätzliche über die Agentur von Wolfgang Baaske www.baaske-cartoons.de. Der regelte auch die Bildrechte. So entstand ein Buch durchgehend illustriert mit Bildern renommierter Zeichner. Die Federführung für die Auswahl lag bei uns.
Illustratoren-Wettbewerb: Für unser dickes Veranstaltungsbuch Info-, Lern- und Change-Events baten wir professionelle Illustratoren um Testzeichnungen,entschieden uns dann aber für einen Wettbewerb an der Designschule München www.designschule-muenchen.de. Studententeams konnten sich bewerben und mit den Dozenten wählten wir "unsere" Illustratoren und Fotografen aus.
Illustrationsjury bei der Arbeit fürs WUP-Veranstaltungsbuch
„Digitale Skizzen“: Beim neuen Mini-Handbuch Training und Seminar war rasch klar, dass passgenaue Cartoons über Trainings in Unternehmen rar sind. Zudem sollte sich unser Mini Nr. 2 grafisch vom ersten unterscheiden. Wir entschieden uns für grau „colorierte“ iPad-Zeichnungen. Umgesetzt hat sie Michael Ziereis, der als Trainer auch inhaltlich Ideen entwickelte.
Warum nicht gleich „Bilderbücher“?
Wir glauben (noch) an Text-Bücher. Aber es gehen uns auch andere Ideen durch den Kopf: Z.B. mit Kritzelskizzen starten (Scribble) und erst dann kurze kommentierende Texte dazugeben. Oder doppelseitig arbeiten: links Bilder, recht der Text dazu. Oder Fotos verfremden, bzw. rastern oder mit erkennbar handschriftlichen Kommentaren ergänzen – mitten rein ins Bild. Das hätte dann die Anmutung von Comicserien, Fotoromanen oder Werkstatt-Berichten. Als Buchillustration muss das weder „kindlich“ aussehen noch dem inzwischen ausgelaugten Design der Graphic-Recorder folgen. Einen kreativen Versuch wäre es wert.
Mail an den Autor: will@wup.info